Ein Osterspaziergang – Teil 1
Vom Eise befreit sind Strom und Bäche
Durch des Frühlings holden, belebenden Blick;
Im Tale grünet Hoffnungs-Glück;
Der alte Winter, in seiner Schwäche,
Zog sich in rauhe Berge zurück.
Wer kennt ihn nicht – den Osterspaziergang, von Johann Wolfgang Goethe?
Faust und Wagner unternehmen einen festtäglichen Frühlingsspaziergang.
Nicht mehr und auch nicht weniger sollte auch unser kleiner Osterspaziergang von Statten gehen. Besonders die erste Strophe des weltberuehmten Gedichts kommt einem bei einer ausgedehnten Wanderung ueber die Ostertage immer wieder in den Kopf. Gerade Zeilen wie…
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Vom Eise befreit sind Strom und Bäche
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Im Tale grünet Hoffnungs-Glück
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Der alte Winter […] zog sich in rauhe Berge zurück
…lassen die Vorfreude auf saftiges Gruen, Sonnenschein, warme Temperaturen und wenig Schneekontakt in unermessliche Hoehen steigen. Aber wie man doch so schoen sagt: “Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt” – oder so aehnlich.
Der Plan kling einfach: rein, 2 Wasserfaelle anschauen, Half Dome erklimmen, Clouds Rest uebersteigen, Tenaya Lake bestaunen, Olmstead Point besuchen und wieder raus. 4 Tage absolutes Backpacking und bestenfalls ab Half Dome keine Menschenseele mehr antreffen. Prinzipiell ist auch alles genau so eingetroffen…bis auf das “einfach” – und die ganze Sache mit dem “vom Eise befreit…” – aber seht selbst.
Die Oster-Gang, gut gelaunt und hoch motiviert. Wie immer voll gepackt, leicht sein kann ja jeder.
Der “Mist Trail” macht seinem Namen alle Ehre, die “Vernal Falls” hinter einem Vorhang aus Mist (zu deutsch: Nebel).

Die “Nevada Falls” bieten einen atemberaubenden Hintergrund und beste Abwechslung zu den vielen und anstrengenden Zick-Zack-Treppenstufen.
Fotoshooting.
Lagerfeuerromantik.
Neuer Tag, neues Glueck. Wie immer und ueberall trifft auch heute wieder das allzeit beliebte und oft zitierte Motto “der fruehe Vogel faengt den Wurm” zu. Obwohl, so richtig erinnern kann ich mich mittlerweile nicht mehr wann genau wir den Weg aus dem Zelt gefunden haben. Bei dieser Osterwanderung handelt es sich naemlich nicht um das diesjaehrige Ostern. Uppsi, habe ich wohl vergessen zu erwaehnen, dass ich etwas faul war und den Blog etwas vor mir hergeschoben habe…
Aber all zu spaet koennen wir auch nicht aufgestanden sein, denn wir waren die ersten unterwegs.
Erste Blicke auf “Clouds Rest”.
Auf allen Vieren, oder eben Dreien wenn man die Trinkflasche unbedingt in der Hand halten muss, geht es hinauf zur Basis des Domes.
Letzte Ruhe vor der Kraxelei.
Hoch konzentriert und ohne jegliche Ablenkung promote ich meine “Gorilla” Handschuhe ;)
Auf den Spuren von Alex Honnold, komisch dass National Geographic sich noch nicht bei uns gemeldet hat – muss wohl an der neuen Adresse nach dem Umzug liegen…
Yosemite Valley liegt uns zu Fuessen.
Ohne stoerende Touristen.
Murmeltiere am rummurmeln.
Die andere Seite des Valley – “Clouds Rest” sehr gut mittig in einiger Entfernung zu sehen.
Closeup von Clouds Rest.
Posing am Half Dome.
Recht abgetretener Runway . Wo sonst im Sommer die Massen hinauf schnaeufen haben wir den Felsen ganz fuer uns allein. Die Maedels gerade auf ihren letzten Metern hinunter.
Tausende Jahre alt vs. einige Tage jung.
Camping ohne Lagerfeuer ist kein Camping, also: Lagerfeuer!
Nur zwei Stunden spaeter, Sonne weg, Schnee da.
Was fuer eine krasse Entwicklung des Wetters. Noch vor zwei Stunden sassen wir barfuessig ums Lagerfeuer und ploetzlich geht der Campingplatz baden und mit ihm unsere beiden Zelte. Es hagelt wie aus (Hagel)Eimern. Mit aller Not koennen wir das Wichtigste schnappen und zu den ueberdachten Toilettenanlagen rennen (neuer sozialer Treffpunkt, nicht nur fuer die Beduerftigen). Hagel tut ja bekanntlich auch weh und ist nicht gerade fuer seine Sanftmuetigkeit bekannt.
Dort angekommen muessen wir untaetig beobachten wie innerhalb von Minuten der gesamte Platz eingehagelt wird und sich riesige Pfuetzen um unsere Zelte bilden.Eine kurze und recht hilflose Rettungsaktion um schnell ein paar Not-Abflussgraeben um unsere Zelte zu buddeln schlaegt genauso fehl wie das Umplatzieren der Zelte selbst (warum nochmal hatten wir diese genau in den Senken aufgebaut?). Man koennte sagen, dass sich die einzig halbwegs “trockenen” Plaetze allesamt um unsere Zelte drum herum befanden – hat man schon jahrelang trainierte Pfadfinder mit dabei…tzzz. Die Pfuetzen waren teilweise Schienbeintief, Schlafsaecke und Isomatten konten gerade so halbwegs trocken gehalten werden. Schuhe, Struempfe und Kleidungen hingegen wurden dem Wettergott geopfert.
Fortsetzung folgt…
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